Erneuter Warnstreik bei der Bahn
Erneuter Warnstreik bei der Bahn (Kommentar)
Unnötiger Machtkampf zwischen Bahnvorstand und Lokführergewerkschaft GDL…
… und darüber hinaus mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Lokführer Gewerkschaftsboss Claus Weselsky wird in Bälde seinen Ruhestand antreten und das hohe Amt abgeben. Kann es sein, dass er mit dem jetzt anstehenden Warnstreik nicht nur höhere Löhne und eine niedrigere Wochenarbeitszeit partout durchsetzen, sondern auch sich selbst zum Abschluss ein Denkmal setzen will?
Der ab Donnerstagabend eingeleitete Bahnstreik trifft viele Menschen verhältnismäßig überraschend und ohne nennenswerte Ausweichmöglichkeiten. Und dies auch noch in der Vorweihnachtszeit.
Eine der GDL-Forderung nach einer Senkung der Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich ist in diesen Zeiten des Fachkräftemangels völlig abwegig. Wie sollen die jetzt bereits fehlenden Personaleinsatzzeiten künftig sichergestellt werden? Neueinstellungen finden kaum statt, der Wettbewerb um Fachkräfte ist massiv entbrannt.
Und wie soll die Bahn die überhöhten Lohnforderungen bewältigen? Leidtragende werden - wie stets – die Kunden der Bahn sein, die Preise würden überproportional anziehen.
Was Weselsky & Co. offensichtlich überhaupt nicht tangiert.
Aber Vorsicht: Dieser Vorstoß könnte auch ganz schnell nach hinten, auf die eigenen Reihen, losgehen. Denn der Rationalisierungsdruck der Bahn wird immens weiter wachsen. Und könnte dazu führen, dass künftig zunehmend, wie bereits seit 1983, autonomes Fahren auf der Schiene in Deutschland Raum greift.
Unter autonomen Fahren versteht man nicht nur eine vollautomatisierte und selbstfahrende Bahn. Es wird auch in verschiedene Assistenz- und Automatisierungsgrade (Grade of Automation GoA) unterschieden, wobei die selbstfahrende Bahn die technisch anspruchvollste Stufe darstellt (GoA 4). Alle Abläufe finden automatisch statt: Das Fahren und Anhalten des Zugs, das Öffnen und Schließen der Türen und der unmittelbare Stopp an einem sicheren Standort im Falle einer Störung.
Diese Entwicklung wird kommen. Und sie wird dazu führen, dass es künftig Machtkämpfe in der heutigen Form nicht mehr geben wird. Weil Lokführer nach und nach durch Technik ersetzt werden.
Hans-Peter Bensch
Vorsitzender der Freien Demokraten im Kreisverband Tuttlingen
Vorsitzender der FDP-Stadtratsfraktion Tuttlingen
Mitglied der FDP-Kreistagsfraktion