Europawahlen: klares Votum für Trossinger Kandidaten

Andreas Glück MdEP, FDP-Europaabgeordneter der RENEW-Fraktion, Dr. Andreas Anton, Europa-kandidat, Ernst Burgbacher, FDP-Ehrenvorsitzender und parlamentarischer Staatssekretär a. D.
Andreas Glück MdEP, FDP-Europaabgeordneter der RENEW-Fraktion, Dr. Andreas Anton, Europa-kandidat, Ernst Burgbacher, FDP-Ehrenvorsitzender und parlamentarischer Staatssekretär a. D.

Pressebericht der Südwestpresse/Neckarquelle vom 16.06.2023

Europawahlen: klares Votum für Trossinger Kandidaten

Die Kreis-FDP stellt bei einer Versmmlung im Kesselhaus mit Andreas Anton einen eigenen Bewerber für die Europawahlen auf. Zu Gast war auch ein EU-Parlamentarier.

Derzeit sind die Parteien dabei, die Vorbereitungen für die Europawahlen zu treffen. Noch dauert es bis zu diesem Wahl-Supersonntag am 9. Juni 2024 fast ein Jahr, doch die Nominierung der Kandidaten ist in vollem Gange. Gleichzeitig finden an diesem Tag auch die Kommunalwahlen statt.

Bei der Kreis-FDP ist die Entscheidung mit Blick auf die Neuwahl zum Europaparlament schon gefallen: Dr. Andreas Anton ist nominiert und wird sich auf die Bundesliste seiner Partei setzen lassen. Anton signalisiert mit dieser Entscheidung, dass er nach seinem Achtungserfolg bei den Bundestagswahlen 2021 die berufliche Zukunft durchaus in der Politik sieht. Zwar dürfte es im kommenden Jahr noch schwer werden, auf der Liste seiner Partei soweit oben zu landen, um einen der eher raren Mandate für die deutschen Liberalen zu ergattern, doch mit seiner Entscheidung bekundet der Trossinger, dass er sich warmläuft für ein künftiges politisches Amt.

Einstimmiges Votum

Als Beispiel könnte ihm Ernst Burgbacher gelten, der sich einst, wie er berichtete, parteiintern ebenfalls durch eine Nominierung bei der Europawahl in Stellung brachte. Der einstige Bundestagsabgeordnete aus Trossingen machte am Donnerstag im Kesselhaus kein Hehl daraus, dass er den Weg Antons mit großer Sympathie begleitet. Nach den goldenen Zeiten für die Trossinger Liberalen mit Burgbacher und Ernst Pfister eröffnen sich möglicherweise wieder Chancen, dass ein politisches Talent aus der Musikstadt nachwächst und seine Begeisterung für das Sujet zum Beruf machen kann.

Das Votum der Kreis-FDP fiel dann auch einstimmig für den 39-Jährigen aus.

Der dreifache Familienvater zeigte dann in einer Rede über Europa, dass er diese Nominierung nicht als Mittel zum Zweck betrachtet. Seine Gedanken zu Europa brachten ihm viel Beifall ein und auch die Anerkennung des Münsinger EU-Parlamentsmitglieds Andreas Glück, der an diesem Abend nach Trossingen gekommen war und von seiner Arbeit in Brüssel und Straßburg berichtete.

Anton hatte eine meterlange Liste mit Kriegen in Europa seit dem Mittelalter mitgebracht und setzte dagegen die letzten 75 Jahre, die zumindest in dieser Weltgegend nicht mehr die flächendeckenden Verheerungen durch kriegerische Auseinandersetzungen brachten. In einem Schnelldurchlauf durch die drängenden Probleme Europas legte Anton seine Haltung dar: Er wünscht sich international eine stärkere Rolle Europas, fordert Freihandelsabkommen und angesichts zunehmender Anfechtungen das selbstbewusste Beharren auf demokratischen Werten.

Klassische FDP-Positionen vermittelt er beim Thema „Klimaschutz“, den er wie seine Partei mit marktwirtschaftlichen Instrumenten und Technologieoffenheit umsetzen will. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg bekennt er, aus Angst vor einer Eskalation kritisch gegenüber Waffenlieferungen eingestellt gewesen zu sein, mittlerweile aber erkennen muss, dass Putin ohne westliche Hilfe seine Ziele in der Ukraine längst verwirklicht hätte. Dass Europa in diesem Konflikt in den wichtigen Fragen mit einer Stimme spreche, sieht er als bestandene Bewährungsprobe für den zwischenzeitlich in die Krise geratenen Staatenbund. „Europa hat es verdient, dass man sich dafür einsetzt“, so der Nominierte, „und ich werde es mit meinen bescheidenen Mitteln tun“.

Im Anschluss vermittelte dann Europapolitiker Andreas Glück Eindrücke aus dem EU-Parlament – mit den Chancen, aber auch den Ärgernissen der parlamentarischen Arbeit. Auch er sieht übergeordnete Ziele wie das große Friedensprojekt Europa, vermittelte dann aber recht schnell einen Eindruck vom häufigen enervierenden Klein-Klein europäischer Politik. Die Liberalen vertritt der Chirurg im Umweltausschuss, der sich unter anderem auch um gesundheitspolitische Fragen kümmert. Zwar sind die Kompetenzen der EU auf diesem Feld beschränkt, doch gerade in der Pandemie hat sich für Glück die Bedeutung gemeinsamen Handelns auf europäischer Ebene gezeigt. Nach ersten Impulsen der Nationalstaaten, die Grenzen dicht zu machen und eigenen Lösungen zu erwirken, sei recht schnell klar geworden, dass etwa bei Impfstoffbeschaffung gemeinsame Strategien viel besser gegriffen hätten.

Diskussion mit Glück

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es großes Unbehagen darüber gibt, dass Europa bei der Medikamentenbeschaffung mittlerweile so sehr abhängig ist von eher unzuverlässigen Kantonisten wie China. „Wir brauchen mehr Produktion in Europa“, sagt auch Glück, wohl wissend, dass längst nicht mehr bei allen Medikamenten zu schaffen. „Kein Wunder“, so der frühere FDP-Ortsverbandsvorsitzende Dr. Hilmar Fleischer, habe man doch die pharmazeutische Industrie in Europa über viele Jahre gezielt das Leben schwer gemacht. Darüber hinaus plädiert Glück für eine verstärkte Lagerhaltung und die Notwendigkeit, neue Lieferwege aufzutun.

Später kamen die Liberalen dann am Flügel im Kesselhaus zusammen, um gemeinsam „Freiheit“ zu singen. Glück am Klavier setzte dann noch die Europahymne (Ode an die Freude) hinzu – passend zum Hauptthema des Abends.  mas